Nöttinger Viehweide: Schafe und Ziegen erhalten Artenvielfalt

Frühlingsknotenblume in Nöttinger Viehweide

Die Frühlingsknotenblume, auch Märzenbecher, Märzbecher, Märzglöckchen oder großes Schneeglöckchen genannt, wächst in der Viehweide. Sie gehört den Amaryllisgewächsen an und ist eine der beiden noch in der Gattung verbliebenen Arten und steht unter Naturschutz

Für die jungen Lämmer und Zicklein auf der Nöttinger Viehweide gibt es allerlei zu entdecken. Zahlreiche und seltene Insekten wie Schmetterlings-, Heuschrecken- oder Wildbienenarten finden im Naturschutzgebiet „Nöttinger Viehweide und Badertaferl“ ihren Lebensraum. Im Sommer, wenn die Besenheide blüht und das Borst- und Pfeifengras hochgewachsen ist, können wir am lauten Insektengewusel mitlauschen. Selten gewordene Pflanzenarten wie die Sibirische Schwertlilie oder das Brand-Knabenkraut finden auf der Heide einen kaum mehr vorhandenen Lebensraum. In den tiefen Höhlungen uralter Hute-Eichen entsteht neues Leben: Fledermäuse, Bilche und viele Vogelarten ziehen ihre Jungen darin groß.

 

Auf der Nöttinger Viehweide weideten schon im Mittelalter Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Sie gestalteten die Offenlandbereiche im Feilenforst und bewahrten sie vor der Bewaldung. Einzelnstehende Alteichen, deren Früchte einst schmackhafte Schweinenahrung waren, sowie der Wacholder und das Heidekraut prägen das Landschaftsbild bis heute. Früher musste diese Kulturlandschaft, auf der nur magere Pflanzen wachsen, für Menschen eher öde gewirkt haben. Jetzt, in Zeiten intensiver Landwirtschaft und starkem Rückgang an Insektenarten hüten Heidelandschaften einen Schatz an Lebensräumen und Biodiversität. Die extensive Pflege von Heidelandschaften durch die Beweidung ist existentiell für den Erhalt und die Wiederherstellung dieser speziellen Lebensräume.

 

Der Einsatz von Weidetieren in der Landschaftspflege ist nicht nur kulturell etwas Besonderes, er bringt auch viele Vorteile mit sich. Durch den Verbiss und Vertritt der Tiere entsteht ein Mosaik aus verschiedensten Kleinstlebensräumen. Während durch eine Mahd viele Tiere wie Amphibien, Wiesenbrüter, Rehkitze und Insekten sterben, lässt die Gemütlichkeit der Weidetiere den Tieren zwischen Gras, Blumen und Kräutern mehr Zeit und Raum zur Flucht. Damit die wertvollen Wiesen nicht wieder zu Wald werden, sind Entbuschungsmaßnahmen per Hand notwendig. Allerdings ist die Arbeit per Hand sehr zeit- und kostenintensiv. Hier helfen Ziegen gegen die jährlich aufkommende Verbuschung, da spezielle Enzyme im ihrem Speichel Rohfasern zersetzen und sie damit auch Blätter, junge Gehölze und Rinden abknabbern können. Das Fell und die Hufe der Weidetiere nehmen Samen von Blühpflanzen und anderen wertvollen Arten auf, transportieren diese weiter und sorgen damit für mehr Artenvielfalt.

 

Die Borstgrasrasen, Pfeifengraswiesen und Wacholderheiden der Nöttinger Heide sind nur drei von zahlreichen weiteren schützenswerten Offenland-Lebensräumen, die durch die menschliche Nutzung geschaffen wurden und nach wie vor nur durch menschliche Pflegemaßnahmen, wie z.B. die extensive Beweidung, erhalten bleiben können. Zum Schutz der Wildtiere, aber eben auch der Weidetiere gilt daher im Naturschutzgebiet die Leinenpflicht für Hunde. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass freilaufende Hunde die Schafe und Ziegen so sehr aufschrecken, dass diese über den Zaun hinweg fliehen. Die untere Naturschutzbehörde appelliert daher an die Bevölkerung, sich an die Regeln im Naturschutzgebiet zu halten, damit dieser besondere Ort für Mensch, Tier und Natur weiterhin ein wundervoller Erholungs- und Heimatort bleibt.

 

Nöttinger Viehweide - Heidelibelle

Die Heidlibelle ...

Nöttinger Viehweide - Brand- und Knabenkraut

... das Brand- und Knabenkraut ...

Nöttinger Viehweide - Schafe und Ziegen

... und weitere Einwohner der Nöttinger Viehweide und Badertaferl