Kultureller Glanzpunkt in der Stadtpfarrkirche

Wer den gestrigen Donnerstag Abend lieber im Biergarten als in der Geisenfelder Stadtpfarrkirche zugebracht hat, hat wahrlich etwas verpasst: Der Kammerchor TASK (kurz für Thüringischer Akademischer Singkreis) gastierte zum ersten Mal in seiner 45-jährigen Geschichte in der Hallertau und bot statt Vatertagsroutine ein außergewöhnliches Programm mit musikalischen Kostbarkeiten zum Himmelfahrtsfest.

Grossansicht in neuem Fenster: Kammerchor  TASK Hervorzuheben sind dabei zwei zeitgenössische Werke, wie sie sonst eher selten in Geisenfeld zu hören sind: John Cages „Four²“ spielt mit dem herkömmlichen Musikbegriff – wenn alle im Raum verteilten Sänger zeitgleich schweigen, bleiben nur die Geräusche der Kirche und des nahen Marktplatzes, und die Frage: Ist das nicht auch Musik? Geflüstert, gelacht, geschrien und natürlich auf höchstem Niveau gesungen wurde bei dem Zyklus „Two Elegies“ des isländischen Komponisten Atli Heimir Sveinsson.

 

Davor eröffnete der TASK sein Konzert mit Alter Musik: Drei Stücken des Dresdner Komponisten Johann Walter (1496-1570), wurde das „Nisi Dominus“ seines Zeitgenossen Leonhard Lechner (um 1553-1606) gegenübergestellt. Dabei bot das Ensemble eine epochengetreue Wiedergabe, die höchsten Qualitätsansprüchen gerecht wurde. Eindrucksvoll war vor allem der 12-stimmige Doppelchor bei Lechner, der das Kirchenschiff bis in den letzten Winkel mit Klang ausfüllte. Um dem Chor eine wohlverdiente Pause zu verschaffen, konzertierte die TASK-Sängerin Iris Bürger Werke für Soloblockflöte. Pures Hörvergnügen boten die Stücke „Nachtvögel“ und „Die englische Nachtigall“ von Jacob van Eyck, in denen die Künstlerin auf verschiedenen Flöten Vogelstimmen nachahmte.

 

Dirigent Jörg Genslein dirigierte schwungvoll und mit großer Geste. Die Sänger folgten ihm scheinbar schwerelos bis in klangliche Extreme. Vor allem bei Johannes Brahms abschließenden „Drei Gesängen op. 42“ kam die ganze Bandbreite der Gestaltungsmöglichkeiten des Ensembles zur Geltung: Gefühlvoll klangen die Pianostellen im „Abendständchen“, enthusiastisch wirkte das Forte in „Vineta“.

 

Nach „Darthulas Grabesgesang“ wollte das begeisterte Publikum in der gut gefüllten Kirche den Chor noch nicht gehen lassen. Zwei Zugaben forderte Bürgermeister Staudter ein, nachdem er Geschenke der Stadt verteilt hatte: Der TASK bedankte sich mit Brahms‘ „Vom heiligen Märtyrer Emmerano“ zu Ehren des Pfarrpatrons und verabschiedete sich danach ganz klassisch mit einem weiteren Stück Lechners: „Gott bhüte dich“! Die Zuhörer wiederum bedankten sich mit frenetischem Applaus.
Grossansicht in neuem Fenster: Kammerchor  TASK
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