Harmonie und Leuchtkraft

Virtuosen von internationalem Format gastierten mit dem deutsch-finnischen Cello-Duo Wallraf im Rathaussaal

Es gibt Momente, die sich ins Gedächtnis brennen – der Auftritt des Cello-Duos Wallraf am Samstag in Geisenfeld zählt dazu.

 

Die beiden Künstler – Laura Wiek aus Köln und Panu Luosto aus Helsinki – lernten sich bei einem Meisterkurs kennen. Als begehrte Solisten sind sie mit verschiedenen Orchestern in aller Welt unterwegs. Dass sie vor einem überschaubaren Publikum im voll besetzten Rathaussaal spielten, darf allein schon als Besonderheit gewertet werden.

 

Die Programmauswahl, die von Jean-Baptiste Barrière über Wolfgang Amadeus Mozart bis zu Friedrich K. Wanek reichte, ebenfalls. Als besonderer Höhepunkt erwies sich dabei die deutsche Erstaufführung einer Komposition des Geisenfelder Kirchenmusikers Jörg Duda, die Luosto auf den Bogen geschrieben worden war.

 

Obwohl von unterschiedlicher Nationalität, sprechen Wiek und Luosto musikalisch die gleiche Sprache. Transparent, voller Leuchtkraft und im Charakter bisweilen so übereinstimmend, dass man beider Instrumente kaum auseinanderhalten kann. Dabei schlüpfen sie je nach Notenvorlage in unterschiedliche Rollen. Sprühen in Barrières Sonate in G-Dur beim allegro prestissimo nur so vor Temperament und treiben sich virtuos an. Hochkonzentriert arbeiten sie sich wie ein guter Psychiater zum Unterbewusstsein der Stücke vor, was der Mozart-Sonate (geschrieben im jugendlichen Alter von 19 Jahren) eine erstaunliche Tiefe verleiht.

 

Dass sie auch einfachen Strukturen und wiederkehrenden Bildern im wechselseitigen Dialog eine wandelbare Heiterkeit zu verleihen im Stande sind, bewiesen sie mit ihrer Interpretation von Couperins Konzert Nr. 13 in G-Dur. Mit operettenhafter Leichtigkeit ließen sie die Melodien Jacques Offenbachs (Cello-Duo in E-Dur) erklingen, wobei die Stimmen fast menschlich klangen. Mit Waneks sieben Aphorismen wagten die beiden schließlich den Schritt in die Moderne, die sprachlich auch in der Musik auf sms-hafte Kürzel, durchlaufende Newsticker und Lautmalerei setzt. Ein furioses Spiel mit dem Klang.

 

Eigens erwähnt werden muss das beeindruckende "Duo apassionato" von Jörg Duda, das den Musikern vollsten Einsatz abverlangte. Mal tupfend, mal mit vollem Pinselstrich entwarfen sie wechselnde Stimmungsbilder. Mal wähnte man sich in einer lärmenden Stadt voll prallem Leben, mal glaubte man die Mücken in der Frühlingssonne tanzen zu sehen. Extreme Wechsel in Duktus, Tempo, Rhythmus und ein herrlicher Farbenreichtum – das alles setzten sie harmonisch um, bis zum Verklingen der letzten Schwingung ihrer Saiten.