Text: Magdalena Zurek Fotos: Magdalena Zurek, Harald Regler

Beim Samba geht die Sonne auf

Als Botschafter des Bossa Nova haben Peter Kuhz und Esther Lorenz brasilianische Rhythmen neu auferstehen lassen

Bossa Nova So auch am Samstagabend, als „Bossa Nova und Bolero“ eine musikalische Renaissance im Rathaussaal erlebten. Esther Lorenz und Peter Kuhz führten zurück zu den Ursprüngen, zum lyrischen Kern beider Stilrichtungen. Befreit von der Oberflächlichkeit späterer Schlagerversionen krochen ihre vermeintlich bekannten Lieder unter die Haut.

 

Gefälliger Mainstream war das nicht, keine „Mitschnipp-Rhythmik“, sondern eine Aufforderung, sich fallen zu lassen und einzutauchen in die Welt der sephardischen Juden im mittelalterlichen Spanien, der Fronarbeiter Kubas oder Brasiliens mit ihrer melancholischen Musik, die so voller Hoffnung sein kann. Klänge, die wie Luiz Bonfas „Samba de Orfeu“ als Filmthema bildlich die Sonne aufgehen lassen – voller Sehnsucht und Romantik.

 

Nicht wie der spanische Bruder mit dem Feuer des Dreivierteltaktes, sondern mit der genüsslichen Glut des Rumba erklang die portugiesische Version von „What a difference a day makes“. Esther Lorenz leuchtet mit ihrer samtigen Stimme die Feinheiten einer „Historia de un amor“ aus, mal fast flüsternd
Bossa Nova
mal kraftvoll, dynamisch und klar. Verhaltene Leidenschaft, verführerische Weiblichkeit, tiefe Trauer und „A Felicidade“ liegen in ihren Interpretationen nah beieinander. Sie verleihen Klassikern wie „Besame Mucho“ eine flehentliche Dimension.

 

Peter Kuhz an der Gitarre folgt ihr an den Saiten herausfordernd oder mit Anbetung. Manchmal aber emanzipiert er sich mit einem jazzigen Sambasolo, virtuosen Läufen oder gar als Percussionist. Sein Bossa Nova lässt das Mädchen von Ipanema mit der ganzen Überheblichkeit der Jugend an der Bar Veloso vorbeischlendern.

 

Antonio Carlos Jobim, Maria Mendez Grever, Vinicius de Moraes und Consuelo Velasquez – Namen die nach diesem Abend lange nachklingen, auch weil man den Geist des „Orfeu negro“ dank der informativen Moderation und poetischer „Einsprengsel“ besser verstehen gelernt hat. Mit dem Bolero de Amor und der Titelmusik zu „The Sandpiper“ verabschiedeten sich zwei Interpreten, die den Kulturtagen „eine besondere Note“ verliehen haben.