2012 - Geisenfelder Schäffler

Verleihung des städtischen Kulturpreises krönt bei Geisenfelder Schäfflern „Saison der Superlative“

Geisenfelder Schäffler Kulturpreisträger 2012Eine „Saison der Superlative“ ist für die Geisenfelder Schäffler am Wochenende mit einer besonderen Ehre zu Ende gegangen: Im Rahmen eines Festaktes wurde ihnen der diesjährige Kulturpreis ihrer Heimatstadt verliehen.

 

„Aber heid is koid“ – zu dieser traditionsreichen Melodie, die symptomatisch für die Temperaturen war – haben die Tänzer heuer an 15 Auftrittstagen 226 Mal die mit Tanzleiter Josef Hartl einstudierten Figuren in Perfektion vorgetragen. So häufig wie noch nie zuvor und einmal sogar in der Allianz-Arena in München. Der im Stadtrat gefasste Beschluss, ihre Leistung mit dem Kulturpreis zu würdigen, sei also „absolut verdient“, befand Bürgermeister Christian Staudter (USB) in seiner Laudatio.

 

Unter den Ehrengästen in der voll besetzten TV-Halle war auch Altbürgermeister Josef Alter, der 1963 und 1970 noch selber den Reifen geschwungen hatte.

 

Staudter spürte der „Faszination Schäfflertanz“ in einem Artikel des Pfaffenhofener Kurier vom Januar 2005 nach und erläuterte, wie der zu Pestzeiten geborene Brauch 1886 dank einer Idee des Steinmetzgehilfen Peter Westermeier und der Unterstützung des Rottenegger Schäfflermeisters Franz Xaver Deyerer von München nach Geisenfeld kam (GZ berichtete).

 

Womit aber haben sich die Schäffler nun den Kulturpreis verdient? Auf diese Frage hatte der Rathauschef gleich drei Antworten parat: Zum einen, weil sie „Tradition und Brauchtum seit 125 Jahren pflegen“, zum Zweiten weil sie dank der „hervorragenden und perfekten Tanzdarbietungen“ auch in der jüngsten Saison wieder „Werbeträger und Aushängeschild unserer Stadt waren“. Nicht umsonst gehe den heimischen Akteuren der Ruf voraus: „Den schönsten Schäfflertanz der Welt, den gibt es nur in Geisenfeld“. Ein „Riesenkompliment“ hatte er zudem für Hauptkasperl Karl Steinberger parat, der mit seinen humorigen Versen nie beleidigend gewesen sei.

 

Als drittes Argument für die Wahl der Schäffler führte er „den Zusammenhalt und die Harmonie“ zwischen den Tänzern, den mit der aufwendigen Organisation betrauten Funktionären des Komitees und der Stadtkapelle an, die an diesem Abend mit schmissigen Märschen für die richtige Stimmung sorgte. Der Bürgermeister sprach den Musikern seinen Dank ebenso aus wie den vielen Gastgebern, die einen Auftritt gebucht und so zum Erhalt der Tradition beigetragen hatten.

 

Geisenfelder Schäffler Kulturpreisträger 2012„Ihr Brüder im Kranz, zu Ende ist der Tanz, das Glas ist voll, ich leer’s auf euer Wohl“ – mit diesen Worten überreichte Staudter unter allgemeinem Jubel Harry Bruckmeier, dem Vorsitzenden des Turnvereines, unter dessen Dach die Schäffler organisiert sind, und Hauptleiter Georg Dellermann ein großformatiges Erinnerungsbild als „Verleihungsurkunde“, einen Schäffler-Teddy-Bären aus der limitierten Steiff-Edition (gestiftet von Wolfgang Strasser) sowie die üblichen 500 Euro aus dem Förderfonds.Geisenfelder Schäffler Kulturpreisträger 2012

 

„Wir sind dabei gewesen!“ – das können die Schäffler nach einer „Saison der Superlative“ frei nach Goethes Ausruf angesichts der „epochalen“ Kanonade von Valmy stolz von sich behaupten, befand Bruckmeier abschließend. „Wer einmal die rote Zunftjacke des Schäfflers getragen hat, wird dieses Erlebnis sein Leben lang nicht vergessen“, so der TV-Vorsitzende, der sich freute, dass der Einladung zur Feier des 125-jährigen Jubiläums sogar einige Aktive des Nachkriegsjahrgangs von 1949 gefolgt waren und auch alle übrigen Aufführungen sich trotz der Eiseskälte großer Resonanz erfreuten.

 

Nach dem Festessen feierten die frischgebackenen Kulturpreisträger mit ihren Gästen und nahmen teils mit Wehmut Abschied von einem bewegenden Abschnitt in ihrem Leben.