Text: Maggie Zurek

Vokale Wucht

Es gibt Momente, da ist der Rathaussaal in Geisenfeld einfach zu klein. Das Konzert des Peters-Quartett war ein solcher. Die vier Sänger sprengten mit ihrem Stimmvolumen schier die Wände des Raumes und man fürchtete angesichts ihrer vokalen Wucht fast um die Gläser im Foyer.

Mit einem schmetternden Halleluja Maksim Berezowskijs stieg das Quartett in den Abend ein, es folgte das inbrünstige „Preise den Herrn, meine Seele“ aus der Feder Rachmaninovs. Kirchenslawi-sche Gesänge, deren akustische Fülle ihren Grund hat: Im orthodoxen Gottesdienst erlaubt der Ritus kein von Menschenhand gemachtes Instrument. Nur der edelste Klangkörper, geschaffen von Gott selbst – also der Mensch – darf das Lob des Herrn anstimmen.

 

Doch die Absolventen des Petersburger Rimskij-Korsakov-Konservatoriums können auch zart und leise, beschwingt und humorvoll – was sie mit einem dynamischen Repertoire bewiesen. Das reichte vom „gewaltig“ interpretierten Ave Maria von Franz Schubert über ostslawisches Volksliedgut bis zu Gospels. Auch mit der überbordenden Lebensfreude eines „Tanzes in der Schmiede“ rissen sie ihr Publikum mit – was ihnen einmal mehr an diesem Abend Jubelrufe bescherte.

 

Und weil die vier mit ihrem Besuch in Deutschland auch ein Zeichen der Versöhnung setzen wollen, fehlten als Tribut an die Zuhörer die Comedian Harmonists mit einem Potpourri ihrer bekanntesten Lieder nicht.

 

Kulturreferentin Henriette Staudter wartete als Moderatorin mit teils humorigen, teils nachdenklich stimmenden Fakten über das durch den Zweiten Weltkrieg belastete deutsch-russische Verhältnis auf. Mit dem Segen „Monogaja leta“ schloss ein Abend, an dessen Ende nach Zugabe-Forderungen der lautstark geäußerte Wunsch „Wiederkemma!“ im Saal ertönte. Dann aber bitte in einem größeren Raum, der diesen Zwerchfellen gewachsen ist.